Vendemmia
(17. - 31.09.2016)
Zum zweiten Mal waren wir bei Gregorio, um bei der Weinlese mitzuarbeiten.
Wieder bestimmten nicht wir, meistens nicht mal der Chef Gregorio, sondern das Wetter und die Weintrauben den Verlauf unseres "Aktivurlaubs"...
Samstag, 17. September 2016
Wie gewohnt ist das Auto schon weitgehend fertig geladen, so dass wir nur noch mit dem letzten Handgepäck einsteigen und starten müssen. Um halb sechs morgens sind wir auf dem Weg zu Gregorio.
So wenig Verkehr wie diesmal hatten wir noch nie, es gibt nicht die geringste Behinderung. So sind wir trotz mehrerer und längerer Pausen am Nachmittag am Ziel. Allerdings ist das Wetter nicht so schön wie sonst, unsere Ankunft wird von Schauern begleitet. Wie Gregorio uns mitteilt, hat die aktuelle Schlechtwetterfront den ersten Regen seit Mitte Juni gebracht...
Gegen Abend reißt es aber auf und wir können den Tag bei einem Glas Wein unter den Pinien ausklingen lassen.
Sonntag, 18. September 2016
Nachdem wir vom letzten Jahr ja wissen, dass am Sonntag in der Regel Freizeit angesagt ist, haben wir diesmal den Reiseführer dabei. Und schnell ist das Ziel für heute klar: wir wollen uns die bekannte Etrusker*-Metropole Populonia ansehen.
Zuerst fahren wir hinauf nach Populonia Castello*, dem Borgo* auf den Grundmauern der etruskischen Stadt. Der Ort ist winzig, so dass wir noch das meiste davon sehen, bevor uns der Regen erwischt. Wir flüchten schon fast ins kleine, aber feine private Museum im Ort, aber der Regen wird immer heftiger. So beschließen wir, den Besuch des Burgturms, der an sich im Eintrittspreis enthalten ist, erst mal zu verschieben.
Angesichts des Regens beschließen wir, erst mal auf die andere Seite der Halbinsel nach Piombino zu fahren und dort das im Reiseführer als äußerst sehenswert beschriebene Archäologische Museum zu besuchen, dort kann uns das Wetter nichts anhaben.
Und dieser Besuch hält, was wir uns davon versprochen haben! Fundstücke aus allen Epochen werden hervorragend präsentiert und auch die geschichtlichen Hintergründe und Entwicklungen werden aufgezeigt (auch in Englisch). Dazu kommen teilweise wirklich einzigartige Exponate* wie etruskischer Goldschmuck oder die römische Silberamphore* (von der es weltweit nur ein vergleichbares Exemplar gibt).
Nach unserem Besuch im Museum ist das Wetter deutlich besser, wir haben einen schönen Blick hinüber zur Insel Elba und können noch kurz an den von Leonardo da Vinci* entworfenen Mauern vorbei zum Meer hinunter spazieren.
Wir wollen das gute Wetter ausnutzen und fahren wieder hinüber nach Populonia. Jetzt nichts wie hinauf auf den Turm des Castello! Der Blick in alle Richtungen - also nicht nur hinüber nach Elba - ist herrlich! Und auch im Borgo gibt es jetzt mehr zu sehen als beim ersten Besuch am Morgen, der Sonnenschein lockt Besucher an und die kleinen Läden in der Hauptgasse haben ihre Auslagen nach draußen verlegt.
Danach fahren wir hinunter Richtung Baratti, um die Hauptsehenswürdigkeit des Ortes zu besuchen, die etruskische Nekropole*. Als im 1. Weltkrieg die hier aufgehäufte Schlacke* abgebaut wurde, wurden die ersten Gräber entdeckt, die meisten waren unberührt und viele reiche Grabbeigaben wurden ausgegraben (den Großteil davon haben wir in Piombino im Museum gesehen). Vor allem die teils vollständig erhaltenen Tumulus-Gräber* beeindrucken uns sehr! Besonders gefallen uns aber die lebenden Bewohner der Totenstadt, die Mauergeckos*, die hier irgendwie besonders groß und fett zu werden scheinen. Wir streifen fast zwei Stunden über das weitläufige Gelände und wissen doch, dass wir bei weitem nicht alles gesehen haben.
Dann trinken wir noch etwas und fahren zurück nach Paganico, weil vom Meer her eine massive Wolkenfront aufzieht. Zurück im "Civettaio" erfahren wir, dass es hier zu stark geregnet hat, was die Ernte der Merlot*-Trauben morgen verhindert, da sie für die Lese trocken sein müssen...
Montag, 19. September 2016
Nachdem wir heute wegen des Regens gestern noch einen freien Tag haben, fahren wir nach Florenz. Diesmal fahren wir direkt zur Piazzale Michelangelo und finden dort einen Parkplatz an der Straße - im Gegensatz zur Piazzale kostenlos und zeitlich unbegrenzt.
Wir genießen die einmalige Aussicht auf die Altstadt, trinken einen Cappuccino und spazieren dann durch den Rosengarten in Richtung Zentrum. Wir erreichen die Stadtmauer und beschließen, außen an der Mauer entlang hinauf zum Forte Belvedere und zum Boboli-Garten zu gehen. Die meisten Besucher der Stadt wissen gar nicht, dass Florenz eine so massive Stadtmauer hat, sie ist von den Hauptattraktionen auch ein ganzes Stück entfernt...
Bei der Festung gehen wir in den bekanntesten Garten der Stadt (und sicher auch einer der berühmtesten der Welt), den die Medici* anlegen ließen. Wir spazieren lange durch die Anlage, besuchen auch die Porzellansammlung und die Medici-Grotten. Beim Palazzo* Pitti verlassen wir den Garten und gehen zum Arno.
Eigentlich sind wir auf der Suche nach einem Zugang zum Fluss, um dort in Ruhe unseren Mittagsapfel zu essen, aber hier gibt es keine Möglichkeit, ans Wasser zu kommen. Dafür entdecken wir von ein Nachbarbrücke des Ponte Vecchio zu unserer Verblüffung einen gefiederten Bewohner, den wir eher an einem klaren Bach als am Arno erwarten würden, einen Eisvogel!
Von hier aus spazieren wir durch alte Straßen zur Kirche Santa Maria del Carmine. Hier trinken wir etwas und besuchen dann die grandiose Brancacci*-Kapelle und das ehemalige Refektorium* des Karmeliten*-Klosters. Die Fresken*, die zu den bedeutendsten der Frührenaissance* zählen, beeindrucken uns sehr.
Durch die alten Gassen spazieren wir zurück und hinauf auf den Hügel von San Miniato al Monte. Wir müssen noch warten, bis die Kirche nach der Mittagspause wieder öffnet, also gehen wir ein bisschen über den Monumentalfriedhof dahinter (hier sind Fotos leider untersagt). Dann lassen wir uns von der wunderschönen Basilika und ihren Kunstschätzen lange verzaubern. Vom offenen Dachstuhl über die romanische Kanzel bis zu den Fresken in der Sakristei - so viele Details sind hier zu sehen und zu bewundern, Anschließend trinken wir noch einen Kaffee, dann fahren wir zurück zum "Civettaio".
Abends ist es hier wieder wunderschön und wir erfahren, dass es morgen definitiv mit dem Merlot losgeht.
Dienstag, 20 September 2016
Heute heißt es früh auf der Matte stehen, Luciana nimmt uns um halb neun in Empfang und teilt uns (wie alle anderen Helfer) zur Arbeit ein - es geht dem Merlot an den Kragen bzw. an die Trauben. Die Arbeit ist für uns Bürohocker ungewohnt und der vom Regen noch tiefe Boden erschwert die Ernte zusätzlich.
Alle helfen zusammen und so ist der komplette Merlot am späten Nachmittag eingebracht. Allerdings ist der Zuckergehalt des Sangiovese* nach dem Test von Gregorio noch nicht gut genug, die Lese für diese Sorte muss noch warten.
Mittwoch, 21. September 2016
Nachdem wir nicht wissen, wie es mit den Trauben weitergeht, beschließen wir, heute einen Einkaufs- und Bummeltag in Grosseto einzulegen.
Wir kaufen einige Dinge, die wir mit nach Hause nehmen wollen, ich finde einen schönen Leder-Rucksack und wir haben eine entspannte Zeit in der Stadt. Allerdings befürchten wir - zu Recht - dass nicht nur Grosseto von kurzen, aber heftigen Regenschauern heimgesucht wird...
Donnerstag, 22. September 2016
Die Arbeit am Sangiovese fällt heute wegen der Gewitterschauer gestern und wegen des fehlenden Zuckers noch aus.
Wir nutzen die Zeit, um wieder etwas anzuschauen, was uns trotz der Nähe bislang entgangen ist. Unser erstes Ziel ist Magliano in Toscana - laut Reiseführer soll der kleine Ort einiges zu bieten haben.
Und in der Tat ist die Altstadt innerhalb der massiven mittelalterlichen Stadtmauer malerisch und sehenswert. Besonders schön ist es, dass ein Teil der Mauer auch erklettert werden kann, von hier aus bieten sich schöne Blicke über den Ort und die Umgebung. Anschließend fahren wir die paar Kilometer nach Pereta, einem Ortsteil von Magliano. Der winzige Borgo* wird überragt von einem der höchsten Türme der Toskana und bewacht von einem besonders schönen Tor aus dem 15. Jahrhundert. Die engen Gassen und Durchgänge sind wirklich pittoresk* und bieten uns immer neue Anblicke.
Da wir als nächstes zur Ruine von San Bruzio wollen, liegt die (leider geschlossene) Kirche Santissima Annunziata mit dem uralten Olivenbaum "Ulivo della Strega" (Hexen-Olivenbaum) auf unserem Weg. Ein Stück außerhalb des Ortes liegt dann die Klosterruine San Bruzio inmitten von Olivenhainen. Viel ist nicht übrig von der romanischen Kirche, aber die Perspektiven, die sich innerhalb der Mauern bieten, sind den Besuch auf jeden Fall wert.
Zum Mittagessen sind wir dann schon in Pitigliano, dieser Ort hat es uns einfach angetan! Wir entdecken einen Hinweis auf ein uns noch unbekanntes Etrusker*-Freilichtmuseum - also nichts wie hin! Und dieser Besuch lohnt sich! Hier gibt es Überreste einer etruskischen Siedlung mit einem rekonstruierten Haus, die durch eine Via Cava (= angelegter Hohlweg) mit der Nekropole verbunden sind. Auch in zwei Gräbern wurde hier das Szenario der Beisetzung mit Kopien von Funden rekonstruiert. So kann man sich alles viel besser vorstellen, es ist einfach faszinierend!
Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Nadine, der Tochter unserer Freundin, in ihrem neuen Heim in der Nähe von Sovana. Sie zeigt uns die Umgebung mit den familieneigenen Betrieben, wir probieren den Wein vom letzten Jahr und lernen auch ihren Lebensgefährten Leonardo kennen. Es sind schöne Stunden!
Freitag, 23. September 2016
Heute werden wir erstmals zu Hilfsarbeiten im Rahmen der Weinlese herangezogen - zusammen mit einigen anderen Helfern entfernen wir alle Blätter von den Sangiovese-Reben, die den Trauben Schatten geben. So können die Trauben noch ein paar Tage zusätzlich Sonne tanken und Zucker entwickeln, denn Gregorio ist mit dem Zuckergehalt immer noch nicht zufrieden. Ganz nebenbei wird die Lese der Trauben an den jetzt ziemlich kahlen Rebstöcken auch um einiges einfacher (und damit schneller). Diese Arbeit ist zwar nicht schwierig, aber eintönig, vor allem, weil jeder für sich alleine arbeitet und damit sogar eine Unterhaltung flach fällt. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum das immer nur für einen halben Tag gemacht wird...
Nach einem entspannten Mittagessen unter den Pinien vor dem Haus fahren wir heute nach Vetulonia, um dort sowohl den kleinen Ort als auch die Ausgrabungen aus der Etruskerzeit zu besuchen. Das Dorf ist typisch toskanisch: oben auf einem Hügel, enge Gassen, teilweise noch von einer Mauer umgeben und mit einer schönen Aussicht auf die Umgebung. Außergewöhnlich sind hier vor allem die Reste der etruskischen Mauer aus gewaltigen Felsblöcken.
Nach einem Kaffee fahren wir das kurze Stück hinunter zur "Stadt der Lebenden", der recht übersichtlichen Ausgrabungsstätte der alten Etruskersiedlung. Neben Grundmauern und gepflasterten Wegen sind hier auch Überreste der Kanalisation zu sehen. Im Gegensatz zu den Römern war den Etruskern der gemauerte Bogen noch nicht bekannt, ihre Gewölbe entstanden durch das genau abgestufte Aufschichten von Steinplatten - und genau das ist beim Blick in den Kanal zu erkennen. Wirklich beeindruckend!
Leider sind die drei gewaltigen Tumulus-Gräber der Nekropole, wegen denen wir hauptsächlich gekommen sind, in der Nebensaison an zwei Tagen der Woche (darunter der Freitag...) geschlossen.
Wir fahren zurück und lassen den Tag bei einem Glas von Gregorios Wein ausklingen.
Samstag, 24. September 2016
Nachdem wir ja gestern eingewiesen wurden, können wir die Blätter von den Reben heute auch alleine entfernen - der Chef muss uns nur noch sagen, in welchem Weinberg.
Wieder arbeiten wir bis zum Mittag, dann sind wir uns schnell einig, dass wir uns Entspannung am Meer verdient haben! Wir packen unsere Badesachen ein und fahren nach Marina di Grosseto, wo wir uns in einem der zahlreichen Bagni* Liegestühle und einen Sonnenschirm für den Rest des Tages sichern.
Sonntag, 25. September 2016
Wir nutzen den freien Sonntag, um ein besonderes Ziel anzusteuern: Volterra. Die sehenswerte, von den Etruskern gegründete Stadt liegt etwas abseits von unseren bisherigen Routen, so dass wir sie bis jetzt noch nicht besucht haben.
Wir finden einen (guten, aber sehr teuren) Parkplatz direkt an der mittelalterlichen Stadtmauer, die die Altstadt heute noch vollständig umschließt. Zuerst gehen wir zur Piazza dei Priori, einem der schönsten Plätze Italiens. Dort erwarten uns überraschend noch ganz andere, nicht ganz so alte, aber dafür chromglänzende Schönheiten: Citroën-Oldtimer geben sich ein Stelldichein. Nach einem Rundgang durch die Fahrzeuge besichtigen wir das Rathaus, das älteste der Toskana und mit dem hohen Turm Vorbild für viele andere. Der historische Ratssaal beeindruckt uns sehr und der Ausblick vom Turm ist einfach grandios.
Nachdem in der Kathedrale noch Messe ist, besuchen wir zunächst das romanische Battistero* und spazieren danach zum römisch-etruskischen Stadttor Porta dell'Arco. Dieses Tor ist in seiner Art einzigartig in der Toskana und wirklich etwas Besonderes!
Nach dem Ende der Messe besichtigen wir auch die großartige Kathedrale. Wir haben auch die Gelegenheit, die historische Sakristei zu sehen. Dort werden wir von einem Priester auf die Reliquien*-Büste des Hl. Linus hingewiesen, die nur deshalb zu sehen ist, weil am Freitag das Fest des Heiligen gefeiert wurde. Auch die anderen Kunstschätze der Kathedrale sind wirklich sehenswert!
Unser nächstes Ziel in der Altstadt ist der Palazzo* Viti, ein Privatpalast, den sich der Alabaster*-Fabrikant Viti im 19. Jahrhundert errichten ließ. Auch wenn der Palazzo nicht in unserem Combi-Ticket für mehrere Sehenswürdigkeiten enthalten ist - was wir hier sehen, ist den Eintritt mehr als wert! Zum einen Meisterwerke aus Alabaster (naheliegend angesichts des Berufs des Erbauers) in üppig ausgestatteten und möblierten Räumen, zum anderen asiatische Kunstwerke, die der Erbauer offensichtlich geliebt und gesammelt hat. Mehrere Regisseure haben die Räumlichkeiten bereits als Drehort geschätzt, was uns nicht wirklich überrascht.
Nachdem sich unsere Parkzeit jetzt ihrem Ende nähert, müssen wir erst mal das Auto umparken, wir wollen versuchen, am römischen Theater einen Platz zu finden. Vorher haben wir aber noch Zeit, die Franziskanerkirche zu besuchen. Und auch sie ist den Besuch durchaus wert! Besonders die Capella della Croce mit den wertvollen Fresken gefällt uns sehr, auch wenn sie leider an manchen Stellen stark beschädigt sind.
Wir haben auch mit dem Parkplatz Glück - auf dem kleinen Parkplatz direkt zwischen Stadttor und römischem Theater wird gerade ein Platz frei. Bevor wir das Museo Civico, die Pinakothek* und das Alabaster-Museum besuchen, essen wir erst einmal zu Mittag.
Unsere nächsten Ziele befinden sich alle im Palazzo Minucci, einem schönen Renaissance*-Gebäude in der Altstadt. Zuerst besuchen wir das kleine, aber überaus interessante Alabaster-Museum - Volterra ist für seinen Alabaster seit der Antike bekannt. In der Pinakothek ist leider das Fotografieren verboten, so dass der fast unbeschreibliche Eindruck, den vor allem das Meisterwerk "Die Kreuzabnahme" von Rosso Fiorentino* auf uns macht, nur im Kopf bleibt. Das Bild kommt uns mit seinem Ausdruck und den Farbkontrasten modern vor - und doch ist es aus dem 16. Jahrhundert! Dieser Eindruck "erschlägt" die anderen Werke berühmter Meister (Ghirlandaio*, Signorelli*) fast...
Direkt außerhalb der Stadtmauer liegt das römische Theater aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert mit den dahinter liegenden Überresten der Thermen* aus dem 3. Jahrhundert. Auch wenn wir die Mauern nur von einem Umgang oberhalb der Sitzreihen sehen können, gewinnen wir doch einen sehr guten Eindruck von der Anlage.
Nur ein paar Minuten mit dem Auto entfernt sind zwei etruskische Kammergräber aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Wir sind überrascht, dass der Besuch gratis ist - und noch mehr von dem Eindruck, den die beiden Gräber auf uns machen. Eines ist eine sehr seltene Anlage mit einem Zentralraum und vier angrenzenden Kammern. Dieser Stopp hat sich auf jeden Fall gelohnt! Über Colle di Val d'Elsa fahren wir zurück nach Paganico.
Montag, 26. September 2016
Heute Vormittag geht es wieder den Blättern des Sangiovese an den Kragen. Ich werde aber von Gregorio nach kurzer Zeit mit einer Sonderaufgabe betraut: ich "darf" einzelne Beeren aus den Trauben des halben Weinbergs einsammeln, um "Material" für den entscheidenden Zuckertest zu haben. Also gehe ich los, alle paar Schritte zupfe ich abwechselnd links und rechts ein paar Beeren aus den Trauben und sammle sie in einem Beutel. Ich habe das Gefühl, dass der nie so weit voll wird, wie es Gregorio möchte... Nach zwei Stunden bin ich aber mit meiner Hälfte des Weinbergs fertig, der Chef hat die andere übernommen. Für noch mal zwei Stunden kehre ich zu den Blättern zurück, dann haben wir unseren Job für heute erledigt. Zurück an der Kellerei teilt uns Gregorio mit, dass es am Mittwoch mit dem Sangiovese los gehen kann - wenigstens hat sich der Aufwand gelohnt! Und morgen müssen wir nicht mal Blätter zupfen, wir haben noch einen Tag frei!
Den Nachmittag nutzen wir für letzte Einkäufe in Grosseto.
Dienstag, 27. September 2016
Aufgrund eines Tipps in der Gäste-Mappe des Hauses fahren wir nach Castiglione della Pescaia und von dort ein Stück weiter Richtung Follonica. Gut, dass wir gelesen haben, wo wir aufpassen müssen, sonst hätten wir den (einzigen) Wegweiser zur Cala Violina glatt übersehen!
Erst fahren wir einen knappen Kilometer weg von der Straße zu einem Parkplatz, dann wandern wir durch einen Wald aus Kork- und Steineichen hinunter zum Meer. Uns erwartet eine traumhafte Bucht mit einem wunderbaren hellen Sandstrand! Ein mobiler Imbiss und ein paar Toiletten im Wald sind die einzige Infrastruktur - hoffentlich bleibt das so! Wir verbringen die Stunden bis zum Nachmittag am Strand und genießen noch einmal das Meer.
Nachdem am Nachmittag immer mehr Wolken aufziehen, verlassen wir die schöne Bucht und wandern zurück zum Auto. Wir fahren nach Castiglione della Pescaia, lassen uns das wohl letzte Eis dieses Sommers schmecken und spazieren danach noch ein bisschen am Hafen entlang.
Jetzt wollen wir versuchen, die Maremmane* zu finden, die wir gestern von der Superstrada* aus gesehen haben, aber zunächst vergeblich. Dann entdecken wir sie in der Nähe der Abzweigung Richtung Siena ganz überraschend doch noch auf dem Weg zu einer neuen Weide. Wir merken uns die Stelle, fahren durch Roselle dorthin und ich kann auch ein paar Fotos machen - ein schöner Abschluss für einen herrlichen Tag!
Mittwoch, 28. - Freitag, 30. September 2016
Die nächsten drei Tage stehen im Zeichen der Lese der Sangiovese-Trauben. Jeden Tag sind die Erntehelfer (also auch wir) spätestens um halb neun im Weinberg, nach einer Mittagspause von 1 1/2 Stunden geht es dann bis zum Abend weiter. Tonnenweise ernten wir die Trauben, die Gregorio dann zu seinem hervorragenden Wein verarbeitet.
Lediglich am Freitag, unserem letzten Arbeitstag für dieses Jahr, ist für uns beide schon früher Schluss, weil meine Schwester und ihr Lebensgefährte, die zur Zeit bei den Cinque Terre* im Urlaub sind, zu Besuch kommen. Die beiden wollen einmal sehen, wo wir uns seit Jahren so wohl fühlen - und sie sind schlicht und ergreifend hin und weg. Wir zeigen ihnen die freien Appartements und die Kellerei (wir gehören ja praktisch zum Inventar und dürfen mit ihnen überall hin). Und den fantastischen Sonnenuntergang hätten wir nicht schöner bestellen können! Erst wollen die zwei so schnell wie möglich zum Abendessen, weil sie doch gut 300 km Rückweg vor sich haben (die Einladung zur Übernachtung hier haben sie abgelehnt), aber dann können sie sich von den Farben kaum mehr losreißen... Auch das Abendessen im Dorf verläuft sehr angenehm, wir wissen ja auch, wohin wir die beiden einladen.
Samstag, 1. Oktober 2016
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Gregorio, Luciana und den anderen Erntehelfern, teils sehr emotional. Die Heimreise vergeht ebenso problemlos wie die Anreise, so dass wir am Nachmittag ganz entspannt zuhause in Niederbayern ankommen.